Geschichte der Vermessung
Geschichte der Vermessung in Bayern
Die
früheste Darstellung bayerischen Gebietes enthält die römische Straßenkarte
"Tabula Peutingeriana" (Urfassung: 4. Jahrhundert), auf der Augsburg, Regensburg
und Salzburg genannt sind. Bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es keine
detaillierten Landkarten von Bayern. Die 1523 entstandene Karte des bayerischen
Geschichtsschreibers Johann Turmair aus Abensberg, besser bekannt als Aventinus,
ist die erste topographische Karte des damaligen Bayern. Wenig später, im Jahre
1554, ordnete Herzog Albrecht V. von Bayern eine "Landes-Mappirung" an und
beauftragte damit den Mathematiker, Astronomen und Kartographen Philipp Apian.
Für diese Arbeit, die auf exakten Vermessungen beruhte, führte Apian sieben
Jahre lang in verschiedenen Gegenden des Landes astronomische Längen- und
Ortsbestimmungen durch. In Apians "Landtafeln" bilden die Flusstäler das
geometrische Gerüst für Siedlungen, Berge, Seen, Wälder, Sümpfe usw.
Die Landtafeln blieben bis zur Schaffung des Topographischen Atlas von Bayern
(begonnen 1812, beendet 1867 durch das Topographische Bureau) das offizielle
Kartenwerk Altbayerns.
Im Verlaufe der Jahrhunderte nach Apian fertigten zwar Landgeometer
verschiedene Pläne an, z.B. zur Beilegung von Grenzstreitigkeiten zwischen
Städten, Klöstern und Herrschaftsbesitzungen oder auch zur Dokumentation von
Flussläufen. Diese Pläne waren aber zum Teil nicht genau und häufig nur von lokaler
Bedeutung.
Bis zum Jahre 1801 war noch kein Land systematisch und parzellenscharf
vermessen worden. Bayern, das sich in dieser Hinsicht fortschrittlicher als
andere Länder erweisen sollte, wurde dabei zum Vorreiter.
Entstehung
der Bayerischen Vermessungsverwaltung
Seit dem Frühjahr 1800 war Bayern während des Zweiten Koalitionskrieges
zwischen Frankreich und Österreich von französischen Truppen besetzt. Napoleons
Wunsch war es, für die Zwecke der französischen Heeresleitung eine "astronomisch
und geographisch richtige Karte" von Bayern herzustellen. Daraufhin beauftragte
die Generalität der französischen Rheinarmee den in München kommandierenden
General Decaen, eine "Commission des routes" einzusetzen und diese mit der
topographischen Aufnahme Bayerns zu betrauen.
Als nach dem Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 die französischen
Truppen Bayern verließen, war das begonnene Werk einer Karte von Bayern
unvollendet geblieben. Die Idee einer flächendeckenden, genauen Karte Bayerns
aber war geboren. Aussagen und Forderungen wie "schleunige Verfertigung einer
Karte von Baiern" oder "très grand intérêt à la plus prompte conception possible
dune Carte exacte du Cercle de Bavière" mehrten sich im Jahre 1801 und führten
schließlich zur Gründung des "Topographischen Bureaus" durch Kurfürst Max IV.
Joseph, dem späteren König Max I., am 19. Juni 1801. Dieser Tag gilt somit als
Gründungsdatum der Bayerischen Vermessungsverwaltung.
Die Aufgaben des Topographischen Bureaus bestanden vorwiegend in der
- Fortsetzung und Vollendung der im Jahre 1800 begonnenen Arbeiten
- topographischen Aufnahme des Landes
- Darstellung Bayerns in topographischen Karten.
Im
Gegensatz zu den Franzosen verfolgte Max IV. Joseph das Ziel, die Karte nicht
nur militärischen Zwecken, sondern auch der Zivilverwaltung nutzbar zu machen,
so z.B. auch der geplanten Katastervermessung. Das Topographische Bureau beginnt
sofort damit, eine Basisstrecke zwischen München und Aufkirchen zu messen. Die
Länge der direkt gemessenen Linie beläuft sich auf 21.653,8 Meter. Heutige
Messungen mit modernen Instrumenten ergeben eine Abweichung von nur etwa 70 Zentimeter,
das entspricht einem Fehler von nur 3 Zentimeter auf 1 Kilometer der gemessenen Grundlinie.
Originale
dieses sogenannten "Basisapparates" können im Deutschen Museum
München oder in der vermessungshistorischen Ausstellung im Landesamt für
Digitalisierung, Breitband und Vermessung besichtigt werden. Anfangs- und Endpunkt der Basislinie
können noch heute als steinerne Zeugen in München-Oberföhring und Aufkirchen bei
Erding besichtigt werden (Basispyramiden).
Der nördliche Turm der Münchener Frauenkirche wurde als Nullpunkt der
Bayerischen Landesvermessung gewählt. Von ihm aus überzog ein Dreiecksnetz von
Fixpunkten (Trigonometrische Punkte) ganz Bayern mit der damals dazugehörigen
Rheinpfalz. Noch heute bildet der nördliche Turm der Münchener Frauenkirche den
Ausgangspunkt für die Blatteinteilung der bayerischen Flurkarten
(Katasterkarten). 1808 ordnete König Max I. für ganz Bayern die Vermessung aller
Grundstücke an. Ziel war es, eine gerechte und einheitliche Besteuerung zu
erreichen. Durch die Gebietsveränderungen infolge der Napoleonischen Kriege
entstanden über 114 verschiedene Grundsteuersysteme. Die Grundsteuer bildete
seinerzeit die Haupteinnahmequelle des Staates.
Die Vermessung und Kartierung der über 21 Millionen Grundstücke erfolgte
graphisch auf dem Messtisch im Freien. Insgesamt entstanden von 1808 bis 1864
über 23.000 Messtisch- bzw. Uraufnahmeblätter.
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